Mittwoch, 31. Juli 2013

Das Erwachen



Titel: Das Erwachen
Autor: Shannon Drake
Seitenanzahl: 528
Verlag: Weltbild Taschenbuch
ISBN: 3868002197
Bücherreihe: /
Preis:  3,99 € (ebook)

Klappentext:
Kurz vor Halloween reist Megan O'Casey mit Ehemann Finn in ihre Heimatstadt Salem, um ein Konzert zu geben. Schon in der ersten Nacht wird das Paar von schrecklichen Albträumen heimgesucht Droht Megan Gefahr von Finn, wie es Kartenleserin Morwenna vorhergesagt hat? Wird der Dämon Bac-Dal von ihrem Mann Besitz ergreifen und sie durch seine Hand töten?

Analyse:
Der Stil der Autorin ist klar und sachlich, die Dialoge sind gut gestaltet und sehr nachvollziehbar. Das ganze Buch ist klar durchstrukturiert und folgt einem roten Faden. Auch die Charaktere sind klar gestaltet, es gibt zwei Protagonisten: Megan und Finn. Die gewählte Erzählform ist die dritte Person, diese Perspektive wird auch kaum gewechselt. Nur in manchen Passagen, die vor allem die Träume beschreiben, sieht man manche Erlebnisse eher aus der Sicht des Protagonisten. Das Buch ist sehr leicht zu lesen und orientiert sich an der Alltagssprache, Fachausdrücke werden nicht verwendet. Erotische Szenen gibt es kaum. Das Buch ist lesbar und die Spannung baut sich langsam bis zum Höhepunkt auf. Auch das Ende des Buches ist gut beschrieben und ist logisch aufgebaut.

Eigene Meinung:
Ich finde dieses Buch sehr gut, die Charaktere sind mir sehr sympathisch. Finn finde ich teilweise ein wenig anstrengend und seine Eifersucht gegenüber anderen Männern gefällt mir zwar nicht immer, jedoch finde ich auch ihn in Ordnung. Die Geschichte finde ich sehr spannend, vor allem da es auch auf den letzten Seiten noch die eine oder andere Überraschung gibt. Die Autorin hat die Gefühle und die Handlungen der Figuren gut beschrieben, weshalb man die Geschichte gut miterleben kann. Im Großen und Ganzen ein sehr gutes Werk, das ich nur weiterempfehlen kann. 

Fazit:
Sehr lesenswert. 

Montag, 22. Juli 2013

Saphierblau


Name: Saphierblau, Liebe geht durch alle Zeiten
Autor: Kerstin Gier
Seitenanzahl: 400
Verlag: Arena
ISBN: 978-3401063478
Bücherreihe: Edelstein-Triologie, Band 2
Preis: 16,99

Klappentext:
Gideon und Gwendoyn sind bis über beide Ohren verliebt. Doch Liebe unter Zeitreisende birgt ungeahnte Tücken. Gut, dass Gwendolyn jede Menge Ratgeber an ihrer Seite weiß, sei es nun ihre beste Freundin Leslie oder Geisterfreund James. Nur Xemerius, ein leicht anhänglicher Wasserspeier, sorgt eher für Turbulenzen, als dass er hilft. Und als Gideon und Gwendolyn ein weiteres Mal in die Fänge des Grafen von St. Germain geraten, wird ihre Liebe auf eine harte Probe gestellt...
Meine Meinung:
Dieses Buch ist stiltechnisch gesehen so aufgeteilt, wie das Vorherige. Die Sätze sind einfach gehalten und auch die Konversationen, so wie auch die eigentliche Handlungsbeschreibung sind gut nachvollziehbar. Auch mit Humor wird in diesem Teil nicht gespart, vor allem der Wasserspeiergeist Xemerius spart nicht mit zynischen und unpassenden Kommentaren, sodass man den kleinen Geist schnell ins Herz schließen kann. Auch zwischen der Beziehung zwischen Gwendolyn und Gideon tut sich einiges, vor allem die Anziehung, die schon seit der ersten Begegnung zu bemerken war, ist gut zu spüren. Auch die Zeitreisen an sich stehen jenen aus dem Vorgänger in nichts nach. Ein gelungenes Werk.


Fazit:
Sehr empfehlenswert. 


Sonntag, 21. Juli 2013

Rubinrot

Name: Rubinrot, Liebe geht durch alle Zeiten
Autor: Kerstin Gier
Seitenanzahl: 345
Verlag: Arena
ISBN: 978-3401063348
Bücherreihe: Edelstein-Triologie, Band 1
Preis: 15,99

Klappentext:
Manchmal ist es ein echtes Kreuz, in einer Familie zu leben, die jede Menge Geheimnisse hat. Der Überzeugung ist zumindest die 16jährige Gwendolyn. Bis sie sich eines Tages aus heiterem Himmel im London um die letzte Jahrhundertwende wiederfindet. Und ihr klar wird, dass ausgerechnet sie das allergrößte Geheimnis ihrer Familie ist. Was ihr dagegen nicht klar ist: Das man sich zwischen den Zeiten möglichst nicht verlieben sollte. Denn das macht die Sache erst recht kompliziert!
Meine Meinung:
Stiltechnisch gesehen ist dieses Buch sehr einfach und simpel. Die Sätze haben kaum eine anspruchsvolle Satzkonstellation und auch die Ausdrucksweise ist locker, Fremdwörter kommen so gut wie keine vor, wobei man merkt, dass sich dieses Buch eher an eine jüngere Lesergeneration wendet. Doch obwohl die Sprache einfach gehalten ist, ist dieses Buch dennoch spannend und man kann es kaum aus der Hand legen. Auch der Inhalt des Buches ist gut aufgearbeitet, man bekommt einen guten Eindruck von Gwendolyns Eindrücken der Vergangenheit. Auch die Figuren sind liebevoll gestaltet, sodass man schnell einen Eindruck davon bekommen kann, welche Charaktere einem sympathisch sind und welche nicht.  Die Zeitreisen finde ich ebenfalls gut aufgearbeitet.

Fazit:
Sehr lesenswert. 


Donnerstag, 18. Juli 2013

Gefangen (Kurzgeschichte)

 So, hier ist eine Kurzgeschichte einer ganz lieben Freundin. Normalerweise stelle ich ja nur Rezensionen online, aber sie hat mich ganz lieb gefragt und erhofft sich nun einige Meinungen von fremden Lesern. Es würde uns beide also sehr freuen, wenn ihr euch kurz Zeit nehmt diese Kurzgeschichte zu lesen und einen Kommentar zu hinterlassen :)
Liebe Grüße
Yvi

Gefangen

Lachend rannte sie davon und schlitterte über den Boden, während sie die Kurve nahm. Seit einer halben Stunde war sie wieder hier und nun tollten sie wie zwei kleine Kinder durch das riesige Herrenhaus, aber es machte verdammt viel Spaß.
Glucksend versteckte sie sich hinter einer Tür und dachte für einen Moment daran, dass es schon so lange her war, als sie sich das letzte Mal so frei gefühlt hatte. Mit Alan hatte sie nie solchen Unsinn gemacht und von diesem heißen Vampir hatte sie eigentlich auch nicht erwartet, dass er so etwas kindisches mit ihr spielen würde, aber er hatte nur breit gegrinst, als sie ihm gesagt hatte, sie will kurz joggen gehen und gemeint, dass er ihr fünf Sekunden Vorsprung geben würde, um vor ihm davon zu laufen. Aus ihrem Vorhaben etwas für ihre Gesundheit zu tun war dann eben ein Fangenspiel geworden und sie liebte es.
„Chloe, Schätzchen. Ich gebe dir zehn Sekunden, um dir ein besseres Versteck als die Tür zum Saloon zu suchen, ansonsten gehörst du mir.“
Ein angenehmer Schauer rann ihr über den Rücken und sie konnte nicht anders als zu lachen, weil er sich so empört anhörte, als würde sie ihn mit diesem Versteck beleidigen. Kichernd folgte sie der Anweisung und gerade als sie die Treppe zum Keller erreicht hatte, schlangen sich zwei muskulöse Arme um sie und drückten sie fest an eine harte Brust.
„Zu langsam, Prinzessin. Das müssen wir üben, sonst macht das jagen ja gar keinen Spaß.“
Frech grinsend drehte er sie zu sich herum, worauf sein Grinsen noch breiter wurde, weil sie ihn anstrahlte, als gäbe es gerade keinen anderen Ort an dem sie sein wollte.
„Du elendiger Vampir. Ich bin doch keine Beute!“ Gespielt böse sah sie ihn an, konnte das aber nicht lange und verfiel wieder in ein glückliches Lachen. Zufrieden mit der ganzen Situation stellte sie sich auf die Zehenspitzen und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen, bevor sie den Augenblick nutzte und sich von ihm los machte.
„Fang mich!“
Sie schlug den Weg aus der Küche zurück in die Eingangshalle ein und hörte hinter sich sein dröhnendes Lachen, was sie mehr beschwingte, als jedes noch so schöne Wort. Worte waren oft nur Schall und Rauch, aber eine Geste und eine Gefühlsregung waren das schönste Geschenk, was er ihr machen konnte und er lachte so selten, dass sie sich immer darüber freute, wenn er seiner Freude Ausdruck verlieh.
Als sie im Flur ankam, sah sie sie.
Drei Männer, groß und in schwarz gehüllt blickten sie finster an und die einzige Frau in der Runde warf ihr einen herablassenden, hasserfüllten Blick zu.
Chloes Lächeln erstarb.
Sie spürte, wie Raphael einen Arm um ihre Hüfte legte und sie nah an sich zog. Sie hob den Blick zu ihm und sah die kalte Maske, die er immer aufsetzte und nun bestätigte sich ihre Vermutung: Sie befanden sich in einer gefährlichen Situation.
„Was wollt ihr hier?“ Raphaels ganzer Körper war angespannt und er musterte die Eindringlinge wütend. Wie konnten sie es wagen in sein Heim einzudringen und das auch noch genau dann, wenn seine Gefährtin sich hier befand? Wer hatte ihnen das Recht geben, sich in seine Angelegenheiten einzumischen?
Die Frau warf ihr rotes Haar zurück und ging zwei Schritte zur Seite. Ihre Absätze klackten auf den Boden und riefen in ihm die Erinnerungen an Gewehrschüsse hervor.
„Raphael Damien McDear, auf Befehl des inneren Kreises bist du hiermit wegen Hochverrates an der Rasse, vor allem aber an der Krone verhaftet. Bis auf weiteres stehst du unter Hausarrest und wirst aufgefordert ohne Widerstand uns in das Königshaus zu folgen.“
Kurz verstummte die Vampirin und wartete, ob eine Antwort von ihm kommen würde, da er sie aber nur ungläubig ansah, begann sie wieder zu sprechen, wandte sich dieses Mal direkt an Chloe.
„Chloe Alyson Williams, auf Befehl des inneren Kreises wirst du wegen Verführung eines Vampires und der Offenbarung gegenüber eines Außenstehenden, dass du eine Gefährtin bist, hiermit und ohne Gnade zum Tode durch Ausblutung verurteilt. Dir wird angeraten ohne Widerstand das Urteil anzunehmen, ansonsten wird es schwerwiegende Konsequenzen nach sich tragen.“

Leise gluckste Raphael, bevor ein gefährliches Grinsen auf seinen Lippen erschien, während seine Augen rötlich aufleuchteten. Sanft, aber bestimmt zog er Chloe hinter sich und verbarg sie so mit seinem Körper vor den Augen seiner Feinde.
„Glaubt ihr allen Ernstes, ich folge euch Hohlköpfen ins Königshaus und sehe dann auch noch dabei zu, wie ihr meine Gefährtin umbringt? Es interessiert mich nicht, was der innere Zirkel davon hält, dass ich eine menschliche Gefährtin habe. Genauso wenig kümmert es mich, was für ein Urteil sie über uns gelegt haben, ohne uns auch nur vor das königliche Gericht zu bringen. Chloe hat mich weder verführt, noch hat sie jemandem von uns oder ihrem Schicksal erzählt, also hört auf solchen Mist von euch zu geben. Und ich warne euch nur ein einziges Mal: Verschwindet von hier und lasst uns in Ruhe unser Leben leben, sonst werdet ihr mich kennenlernen.“
Er würde nicht zulassen, dass man ihm seine Liebe nahm und erst Recht würde er verhindern, dass man sie ohne auch nur mit ihnen zu sprechen wegen falscher Tatsachen anklagte. Er würde Chloe beschützen, selbst wenn es das Letzte war, was er tun würde. Sie würde nicht sterben.
„Willst du dich wirklich gegen das Königshaus und den inneren Kreis stellen? Willst du wirklich die Wut unserer obersten Instanz auf dich ziehen?“
„Du hast es erfasst, Silvana. Selbst wenn es sein muss stelle ich mich gegen euch alle, aber niemand von euch wird Chloe auch nur mit einem Finger anfassen.“
Silvana sah ihn kurz an, bevor sie zu den drei Männern blickte, die die ganze Unterhaltung schweigend verfolgt hatten.
„Nehmt sie fest.“
Nur wenige Sekunden später saß Chloe auf dem Boden und presste sich an die Wand hinter ihr, während Raphael mit zwei Breitschwertern in den Händen gegen die drei Vampire kämpfte. Wie in Zeitlupe sah sie, wie er die Schwerter hob und die Hiebe parierte, wie einer der Angreifer einen Dolch aus seinem Ärmel zog und diesen Raphael ohne Gnade in den linken Oberarm rammte. Sie hörte sich selbst schreien, nahm es aber nicht wirklich wahr. Sie sah, wie ihr Vampir sich drehte und dem hinterhältigen Angreifer schwere Wunden mit seinem Schwert zufügte, weil dieser nicht mit solch einer Gegenwehr gerechnet hatte. Der Körper fiel und blieb reglos liegen.
Ihre Wahrnehmung täuschte sie und erst, als sie ein paar Mal geblinzelt hatte, sah sie wieder alles in normaler Geschwindigkeit.
Raphael riss sich die Klinge aus dem Arm und warf ihn auf den Vampir zu seiner Linken, traf ihn aber nicht, weil er viel zu schnell war.
Die Atmosphäre war geladen mit Wut und Verachtung, unerbittlich schlugen sie aufeinander ein, suchten nach einer Schwachstelle und sie erkannte, dass Raphael im Nachteil war. Zwei gegen einen war auch nicht gerade fair und obwohl er sie schon einmal vor Vampiren beschützt hatte, schienen diese sehr viel stärker zu sein.
Fieberhaft suchte sie nach einer Möglichkeit ihm zu helfen, aber sie konnte nicht kämpfen, wusste nicht, wie man eine Waffe hielt, außerdem hatte sie gar keine. Und obwohl sie diese immer verabscheute, wünschte sie sich gerade nichts sehnlicher als eine Pistole oder etwas in der Richtung in ihre Hand.
Stahl traf auf Stahl. Die Luft schien zu vibrieren, während die Männer wie Berserker durch den Empfangssaal wirbelten und sich nichts schenkten. Raphael parierte einen Angriff von unten, sprang nach oben und visierte die Schulter seines Gegners an. Er würde es direkt in seinen vermaledeiten Körper rammen.
Geschickt fing der Vampir den Schlag mit seinem eigenen Schwert ab und stieß ihn zurück.
„Hör auf dich zu wehren oder sie stirbt.“
Raphaels Kopf ruckte nach hinten und er sah, wie Silvanas Hand sich in Chloes Haar grub, wie sie ihren Kopf nach hinten riss und die Spitze eines reich verzierten Dolches gefährlich nah an dem weißen Hals war.
Chloe war nicht mehr an ihrem Platz, wo der Bann sie geschützt hätte. Sie hatte den Radius verlassen, um ihm zu helfen. Wie naiv sie doch gewesen war! Was konnte sie, ein einfacher Mensch schon gegen so mächtige Vampire ausrichten? Tränen sammelten sich in ihren Augen, aber sie verbot sich selbst zu weinen. Auch wenn sie unterlegen war, diese Art von Schwäche würde sie nicht zeigen.
„Nein! Raphael, kämpf weiter! Du darfst nicht aufhören, nur weil sie mich bedroht!“
Leise keuchte sie auf, als die Frau hinter ihr ihren Kopf mit aller Gewalt noch mehr nach hinten riss und kniff ihre Augen zusammen, sobald sie die Klinge an ihrer Haut fühlte.
„Willst du dieses Risiko eingehen, Raphael? Ich schwöre dir, wenn du nicht auf der Stelle deine Schwerter sinken lässt und dich ergibst, wird sie hier und jetzt sterben.“
Es dauerte einen Moment, doch dann fielen die Waffen klirrend zu Boden und Raphael ließ sich widerstandslos die Arme nach hinten verdrehen.
„Braver Junge. Los, steh auf, du Miststück!“ Gnadenlos riss Silvana Chloe auf die Beine und stieß sie dem zweiten Vampir in die Arme. Taumelnd kam sie zum Stehen, als sich der eiserne Griff um ihre Arme schloss.
War es jetzt endgültig mit ihnen vorbei?
Fragend hob sie den Blick und hoffte in Raphaels Gesicht eine Antwort, ein Zeichen zu finden, aber seine Mimik war starr und beinahe glaubte sie in seinen dunkelblauen Augen Verzweiflung und Resignation zu erkennen.
„Lass mich sofort los, du Bastard! Verschwinde!“, keifte sie ihren Bewacher an und begann sich in seinem Griff zu winden, auch wenn es ihr nichts brachte, denn er hielt sie unnachgiebig fest.
//Chloe, hör auf. Es hat keinen Sinn sich jetzt gegen sie zu wehren.//
Sie erstarrte, als sie Raphaels Stimme hörte und sah wieder zu ihm. Sein Blick ruhte auf ihr, aber sie war sich sicher, dass sie ihn in ihrem Kopf gehört hatte.
//Kleines, gib für den Moment auf, sonst werden sie dir nur unnötig wehtun. Wir werden schon einen Weg finden, um aus dieser Misere rauszukommen. Aber bitte, verhalte dich jetzt ruhig.//
Chloe konnte nicht fassen, was er da von ihr verlangte. Ungläubig starrte sie ihn an, bevor sie schwer schluckte und auf ihre Unterlippe biss. Er wollte, dass sie aufgab. Er hatte ja selbst schon aufgegeben. Wieso?
//Ich habe nicht aufgegeben, aber im Moment können wir nichts anderes tun. Wir müssen versuchen jetzt noch zu überleben, bis sie uns vor das königliche Gericht gebracht haben. Vertrau mir, Kleines. Ich lasse dich nicht sterben.//
„Bringt sie endlich hier fort“, knurrte Silvana und ging voran.
Sie hatten nur einen Jäger verloren und die beiden Angeklagten verhaftet, das war eine gute Bilanz.


Unaufhörlich trafen seine Fäuste auf das Metall. Gnadenlos ließ er seine Wut an der Tür aus, malträtierte sie, als wäre sie für seine Gefangenschaft verantwortlich, während er sich Silvanas vorstellte, denn sie war es, die er in seinen Händen spüren wollte. Sie war es, die er dafür bestrafen wollte, seine Frau angerührt zu haben.
Sein Brüllen erfüllte die kleine Zelle, doch niemand kam, um ihn ruhig zu stellen. Er wusste, dass man ihn beobachtete, denn das hier war ganz gewiss kein gewöhnliches Zimmer, in welches man ihn gebracht hatte. Die linke Seite und die Tür erlaubten es demjenigen, der außen stand, in das Innere der Zelle zu blicken, während der Insasse leider dieses grässliche Vergnügen nicht hatte.
Raphael wusste, dass sie ihn beobachteten und nur darauf warteten, dass er Schwäche zeigte, doch das tat er seit zwei Tagen nicht und er weigerte sich ruhig zu sein, wenn er keine Ahnung hatte, wo seine Geliebte war und in welcher Verfassung sie sich befand.
Seine Wut und seine Sorge um Chloe war im Moment sein einziger Antrieb, der einzige Grund, warum er noch nicht vor Schwäche zusammen gesunken war. Seit er hier war, hatte man ihm nichts zu trinken gegeben und wenn er den Tag seiner letzten Blutaufnahme genau in Erinnerung hatte, so war dieser vor vier Nächten gewesen. Eigentlich hätte er schon längst wehrlos sein müssen, aber er weigerte sich diesen Schweinen den Gefallen zu tun und sich ihnen auszuliefern. Solange sie glaubten, er war gefährlich, würden sie weder Chloe noch ihm etwas antun, denn die Strafen bestanden immer aus zwei Teilen: dem Physischen und dem Psychischen.
Wahrscheinlich würde der Senat ihn dazu zwingen bei Chloes Ermordung zuzusehen, doch solange er noch die Kraft hatte hier herum zu toben und zu brüllen, würden sie es verschieben.
„Bringt mich zu meiner Frau!“
Sein Brüllen erfüllte den kleinen Raum, bevor es verklang und er wieder begann die Tür zu malträtieren.
Wie er sie alle hier mit ihrem pseudo vornehmen Gebärden doch verabscheute.
Sie waren nur Marionetten des Zirkels und in deren Augen genauso wenig wert, wie ein verräterischer Vampir. Solange man den Befehlen Folge leistete, gehörte man zu ihnen, begann man aber selbst zu denken, dann wurde einem vorgeworfen, eine Verschwörung zu planen, gar des Hochverrates an der Krone angeklagt.
An der Krone! Wie lächerlich!
Er verpasste der Tür einen Tritt und prallte gegen die Wand, rutschte diese hinab und landete auf dem Boden. Benommen öffnete er die Augen und sah zwei Vampire, die kalt auf ihn hinab blickten. Jetzt wurde es also amüsant.
„Seid ihr zwei Schwachmatten hier um mir Gesellschaft zu leisten?“
Raphael erhob sich geschmeidig vom Boden und ging in Kampfstellung, doch nur einen Moment später spürte er, wie die beiden Männer in an den Armen packten und hart an die Wand pressten, während sich scharfe Klingen in seinen Körper bohrten.
„Nein. Wir führen Befehle aus.“
Befehle also. Er hätte gedacht, dass sie stärker waren, aber anscheinend hatte er sich geirrt. Noch immer wurden die Gefangenen also ausgehungert und halb ausgeblutet, damit sie sich nicht gegen ihr Schicksal wehren konnten. Das königliche Gericht hatte nie Gnade. Jeder, der von ihnen verurteilt wurde, erhielt auch seine Strafe und sie gingen niemals von dem Prinzip der Menschen aus. Sie kannten den Spruch „Im Zweifel für den Angeklagten“ nicht, denn sie waren die höchste Instanz und wenn sie etwas entschieden, dann war es Gesetz.
„Lasst ihn sofort los.“
Müde hob er den Kopf und erblickte seine Schwester vor sich, die so eisig und elegant wie immer wirkte.
„Verschwinden Sie hier, Arisha. Das geht Sie nichts an“, brummte der linke Vampir und hob seinen Arm um den Dolch ein weiteres Mal in das Fleisch seines Gefangenen zu jagen, als ihm das Messer aus der Hand geschlagen wurde.
Arisha stand nun ganz nah vor ihm und die Zelle fühlte sich auf einmal noch sehr viel kleiner an, als sie es so schon war.
„Das ist ein Befehl von Lord Bludov.“
Knurrend lösten sich die Vampire von dem Mann und ließen ihn los.
„Und jetzt verschwindet ihr von hier.“
Arisha lieferte sich ein Blickduell mit den Wachen und einen Moment später verließen sie die Zelle. Es war besser, wenn sie dem Befehl des Lords Folge leisteten, sonst würde es ihr Untergang werden und sie konnten sich schon vorstellen, welch großes Vergnügen er dabei empfinden würde, sie beide zu bestrafen, weil sie seinem Häschen widersprochen hatten.
Die Vampirin wandte sich erst ihrem Bruder zu, als die Tür hinter den Wachen ins Schloss fiel und warf ihm dann drei Blutbeutel zu.
„Trink. Du brauchst Kraft, allen voran, nachdem sie dich auch noch aufgeschnitten haben. Solche Bastarde!“
Arisha knurrte auf, während sich Raphael über die Blutbeutel hermachte und seine Fänge in das Plastik schlug. Erleichtert schloss er die Augen und spürte, wie die Quallen nachließen und er etwas ruhiger wurde.
„Danke.“ Nachdem er fertig war, erhob er sich und sah seine Schwester fragend an.
„Wo ist Chloe? Ich muss sofort zu ihr!“
„Das geht nicht. Die Verhandlung wird in einer viertel Stunde beginnen. Ich habe sie in Sicherheit gebracht, als ich erfuhr, dass ihr verhaftet wurdet, aber ich habe es eben zu spät erfahren. Silvana kann sich auf etwas gefasst machen.“
„Was soll das heißen, du hast es zu spät erfahren? Wo ist sie? Wie geht es ihr? Verdammt, Arisha!“
Raphael fasste sie an den Schultern und begann sie zu schütteln, weil er sich Sorgen um seine Gefährtin machte und selbst jetzt nicht aus dieser elendigen Zelle heraus kam.
„In Sicherheit, mehr kann ich dir nicht sagen. Bereite dich jetzt aber vor, denn der innere Zirkel ist bereits zusammengekommen und wie mir Lord Bludov gesagt hat, sind sie alle von deiner und Chloes Schuld vollkommen überzeugt.“
Arisha schob seine Hände sanft von ihren Schultern, lächelte ihn noch einmal an und gab ihm den letzten Blutbeutel, dann verließ auch sie sein Gefängnis. Es wurde Zeit, dass auch sie sich bereit machte, immerhin ging es hier um das Leben ihres Bruders.



Völlige Stille empfing ihn, als er eintrat. Vor ihm thronten die sieben Herrscher und musterten ihn mit verstimmter Miene, während er wütend vor sich hin knurrte. Er hasste diese elendige Willkür und das pseudo höffliche Getue.
Sein Blick schweifte zu seiner Schwester, die rechts neben einem der Lords stand und ihn anblickte. In ihren Augen konnte er den beschwörenden Befehl erkennen, sich ja ruhig zu verhalten, aber wie könnte er? Er wusste nicht, wo Chloe sich befand und konnte nur auf Arishas Worte vertrauen, dass es ihr gut ging.
Klock. Klock. Klock.
Drei Mal schlug der Stock des Dieners auf den marmornen Boden, bevor er seine Stimme erhob, die an den Wänden abprallte und verstärkt wurde.
„Die Angeklagte: Chloe Alyson Williams.“
Augenblicklich drehte er sich herum und riss an seinen Fesseln, um zu ihr zu gelangen und diese Bastarde von ihr weg zu zerren, die sie unnachgiebig vor das Gericht schubsten, als wäre sie nicht im Stande selbst zu gehen.
Raphael bemerkte, dass sie Schatten unter den Augen hatte und vollkommen erledigt wirkte, als hätte man ihr jegliche Energie entzogen, aber ansonsten schien es ihr gut zu gehen. Zumindest konnte er keine Verletzungen erkennen.
„Bringt ihn unter Kontrolle! Wir beginnen mit den Verhandlungen.“
Raphaels Wachen rissen ihn nach hinten und nahmen ihn in einen härteren Griff, sodass er sich kaum noch bewegen konnte. Wütend starrte er nach oben, aber man ignorierte ihn. Jegliche Aufmerksamkeit war auf Chloe gerichtet und er hasste sich dafür, dass er sie nicht beschützen konnte. Dass ihm die Hände gebunden waren.
„Miss Williams, Ihnen wurde Ihr Vergehen vorgetragen. Bekennen Sie sich der Verführung eines Vampires für schuldig?“
Lorena David, Fürstin Englands warf ihr einen solch eisigen Blick zu, dass Chloe etwas in sich zusammen sank. Was konnte sie schon gegen ihr Schicksal unternehmen? Wenn diese Vampire hier beschlossen, dass sie schuldig war, dann würde sie sterben.
Entmutigt ließ sie ihre Augen zu Raphael gleiten und begegnete seinem Blick, musste leicht schlucken ob der Intensität, mit der er sie ansah. Als wollte er ihr zu verstehen geben, dass er sie nicht sterben lassen würde, egal was sie sagte und beinahe war sie versucht ihn zu leugnen. Ihn und ihre Liebe, aber auch nur beinahe.
„Ja. Ich gebe es zu, ihn verführt zu haben. Aber er hat mich genauso verführt und ich bereue rein gar nichts. Ihr großen Vampire glaubt alles zu wissen, alles zu kennen und dabei überseht ihr das Wichtigste: Die Liebe. Ich liebe Raphael und wenn diese Liebe mein Untergang sein soll, dann wird es so sein.“

Mittwoch, 17. Juli 2013

Shakespeare Undead - Der Untoten Zähmung

Name: Shakespeare Undead - Der Untoten Zähmung
Originaltitel: Shakespeare Undead
Autor: Lori Handeland
Seitenanzahl: 317
Verlag: LYX
ISBN: 978-3-8025-8498-5
Bücherreihe: Band 1 der Shakespeare Undead Reihe
Preis: 9,99€

Klappentext:
London 1616: Eine Flut untoter Kreaturen überschwemmt die Straßen der Stadt. Ein Fall für die Jägerin Katherine Dymond! Während eines Kampfes mit den Untoten trifft sie auf den attraktiven William Shakespeare, der ein dunkles Geheimnis birgt: Er ist ein Vampir. Gemeinsam versuchen William und Katherine herauszufinden, wer hinter der Zombieflut steckt, und entdecken dabei unerwartete Gefühle füreinander...

Analyse:
Die Erzählform des Werkes ändert sich in jedem Kapitel, es wird oft zwischen der ersten Person und der 3 Person gewechselt. Die erste Person entspricht der Sicht von Katherine, während die dritte Person die Sicht von William beschreibt. Die Lesbarkeit des Buches ist gegeben, man hat keine Probleme, der Handlung zu folgen. Nur die einzelnen Poesiestücke von William sind ein wenig anspruchsvoller, außer, wenn man sich mit Poetik beschäftigt und deren Aufbau gewöhnt ist. Die Dialoge sind gut strukturiert und der Leser hat genaue Ahnung, wo er sich gerade befindet. Auch die Handlung ist gut gegliedert, nur der Sichtwechsel ist ein wenig gewöhnungsbedürftig und stört den Lesefluss zu Beginn ein wenig. Doch sobald man sich daran gewöhnt hat, ist auch dieses Problem nicht mehr relevant. Auch die Glaubhaftigkeit der Charaktere ist gegeben, die Vorgeschichte von Shakespeare ist zwar ein wenig kurios, auch seine Affäre mit Cleopatra ist gut nachvollziehbar. Erotische Szenen sind vorhanden und hier wird eine Alltagssprache verwendet. Spezielle Ausdrücke werden nicht verwendet und es wird nichts verschönert, sondern so geschrieben, wie es im deutschsprachigen, standardisierten Raum üblich ist. Dieses Werk vereint eine Rahmenhandlung und eine Binnenhandlung. Eine Besonderheit ist auch, dass vor jedem Kapitel ein Originalzitat aus den Werken von Shakespeare geschrieben steht. Außerdem hat die Figur auch des Öfteren Ideen zu Theaterstücke, über heute geläufige Filme.

Eigene Meinung:
Anfangs war ich ein wenig skeptisch, da ich normalerweise keine Bücher mit Zombies lese. Doch der Titel machte mich dann doch neugierig und nach anfänglichen Schwierigkeiten wegen des ständigen Perspektivenwechsels konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen und verlor mich regelrecht in dem Buch. Man entdeckt eine neue Welt und auch William Shakespeare erscheint in einem vollkommen neuen Licht. Für mich hat es sich auf jeden Fall gelohnt das Buch zu lesen und ich freue mich schon auf den zweiten Teil, der hoffentlich bald erscheint.

Fazit:
Lesenswert.